145
Wesergebirge nehmen einen großen Teil des Landes ein, nur
im Westen und Norden breitet sich die norddeutsche Tief-
ebene ans. Die Weser, der Hauptstrom des Landes, erreicht
schon als schiffbarer Strom die westfälische Grenze, fließt durch
schroffe Felsen und bewaldete Bergabhänge 15 Meilen weit da-
hin, bis sie in der Nähe von Minden ein hohes, breites Berg-
thor, die westfälische Pforte genannt, durchbricht und in die
norddeutsche Tiefebene eintritt. Dagegen richtet die Ems vom
Teutoburger Walde her ihren Lauf 24 Meilen weit nur zwischen
flachen Ufern durch das westfälische Tiefland. — Die Fruchtbar-
keit des Bodens ist sehr verschieden. Gar oft gewähren die
Landschaften ^ durch kahle Höhen ^md ausgedehnte Heiden ein
Bild von öde und Armut. Selbst in der Tiefebene von
Münster liegen noch fast 40 Quadratmeilen Landes vollständig
wüste. Daneben aber giebt es auch im Innern des Münster-
landes fette Wiesen, schöne Eichenwaldungen und fruchtbare
Felder. Überall liegen dazwischen die einzelnen Gehöfte der
Bauern zerstreut. In der altpreußischen Grafschaft M a r k
zeichnet sich eine Ebene, die sich am Abhange des Haarstranges
hinzieht, durch reichen Kornertrag aus. Das ist der Hellweg
mit der berühmten Soester Börde. Wie sehr man nun auch
an vielen Orten dem Getreidebau durch Entsumpfung der
Moore und Brüche zuhülfe gekommen ist, so deckt doch der
Ertrag des Bodens in manchen Jahren kaum den Bedarf der
Bevölkerung. Dagegen ist der Flachs- und Hanfbau für einen
großen Teil der Bewohner zu einer Hauptquelle des Wohlstandes
geworden. Dies nahm auch schon der große Kurfürst mit hoher
Freude wahr, als er einst sein geliebtes Linnenland, die Graf-
schaft Ravensberg und Mark, besuchte. In der Nähe von
Gütersloh, wo hauptsächlich Handel mit westfälischem Schinken
und Schwarzbrot, dem Pumpernickel, getrieben wird, versteht
man Garn von so außerordentlicher Feinheit zu spinnen, daß
aus 10 bis 12 Gramm Flachs ein Faden von 1 Kilometer-
Länge gewonnen wird. In Bielefeld, am Teutoburger Walde
werden auf 17 Bleichen Hunderte von Arbeitern beschäftigt und
jährlich 60,000 Stück Leinwand gewebt. Rund um die Stadt
liegt eine unzählbare Menge kleiner Häuser mit roten Ziegel-
dächern, die nur von Spinnern und Webern bewohnt sind. In
Dortmund, der Festung Minden und in Hagen verfertigt
mall außerdem noch viele Baumwollenwaren und Tuche.
Auf andere Weise hat der gütige Schöpfer für die Be-
wohner des südlichen Westfalens gesorgt. Im Sauerlande und
dem Westerwalde, wo der steinige Boden kaum Hafer trägt, hat
er große Reichtümer in den Schoß der Erde gelegt und dem
Fleiß der Menschen überlassen, sie nutzbar zu machen. Da
Lesebuch für katholische Volksschulen. 10
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]
Extrahierte Personennamen: Hagen
Extrahierte Ortsnamen: Minden Gütersloh Bielefeld Dortmund Minden Hagen Westfalens Sauerlande Westerwalde
129
Nordosten; denn die Entfernung von Trier in der Rheinprovinz bis
Memel in der Provinz Ostpreußen beträgt 168 Meilen. Seine größte
Breite, die aber kaum die Hälfte der Länge ausmacht, hat er im
Westen, von der Südspitze der Rheinprovinz bis zur Nordspitze der
Provinz Schleswig-Holstein. Das Stammland dieses ausgedehnten
Staates ist die Mark Brandenburg — die jetzige Provinz Branden-
burg — zwischen der Elbe und der Oder. Von da aus sind östlich
und westlich die übrigen Provinzen dazu gewonnen worden, und die
am weitesten nach Osten und Norden gelegene Provinz Preußen
(jetzt in die beiden Provinzen Ost- und Westpreußen geteilt) hat dem
Staate seinen Namen gegeben.
2. Von den 25 Millionen Menschen, welche Preußen bewohnen,
sind die meisten deutschen Stammes; in den Oder- und Weichsel-
gegenden sowie in Ostpreußen wohnen noch viele Slawen (Wenden,
Masuren, Kassuben und Polen) mit eigener Sprache und besonderen
Sitten und Gebräuchen. Die dichteste Bevölkerung ist in der Rhein-
provinz, die dünnste im nördlichen Hannover und in Hinterpommern.
Ihrer Religion nach sind die Bewohner des preußischen Staates
Christen; doch leben zerstreut unter diesen auch etwa 314,000 Juden,
von denen die meisten in den östlichen Provinzen, besonders in der
Provinz Posen wohnen. Die Christen unterscheiden sich nach dem
Bekenntnis ihrer Religion in Katholiken und Evangelische. Die
Mehrzahl, 2/3 der Bevölkerung, bekennt sich zur evangelischen, und
V3 zur katholischen Religion. Die Provinzen Sachsen, Hessen-Nassau,
Hannover, Schleswig-Holstein. Brandenburg, Pommern und Ostpreußen
sind meist von Evangelischen bewohnt. Die Katholiken sind am zahl-
reichsten in den Provinzen Westpreußen, Posen, Schlesien, Westfalen
und in der Rheinprovinz; sie stehen unter den zwei Erzbischöfen
von Köln und Posen-Gnesen, dem Fürstbischöfe von Breslau
und unter den neun Bischöfen von Trier, Münster, Paderborn,
Osnabrück, Hildesheim, Limburg, Fulda, Culm und Erm-
land.
3. Ein großer Teil der Bewohner Preußens treibt Ackerbau
und Viehzucht. Sehr viele beschäftigen sich aber auch mit der Her-
stellung von Waren der verschiedensten Art aus den Rohstoffen der
Natur. Die meiste und schönste Leinwand wirb im Riesengebirge, in
Hannover und bei Bielefeld in Westfalen gemacht. Der Hauptsitz
der Tuch-, Baumwollen-, Seide- und Lederbereitung ist die Rhein-
provinz, und zwar der Tuchwaren in der Gegend von Aachen und
Lennep, der Baumwollenzeuge das Wupperthal und der Kreis
Gladbach, der Seidenwaren Krefeld und Elberfeld und des Leders
Malmedy. Gutes Tuch, wenn auch nicht so feines, wie in der
Rheinprovinz, wird noch in den Provinzen Brandenburg, Schlesien
und Sachsen gemacht. Überall, wo Eisen und Steinkohlen gefunden
werden, befinden sich viele Eisengießereien, Walzwerke und Metall-
Lesebuch für katholische Volksschulen. 9
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
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130
Warenfabriken, also besonders in Oberschlesien, Westfalen und in der
Rheinprovinz. In der Verfertigung von Metallwaren, namentlich
von Stahlwaren zeichnen sich die Städte Solingen, Iserlohn,
Remscheid und Altena, durch Gewehrfabriken Suhl, Potsdam
und Spandau aus. Eisengießereien und Maschinenfabriken sind vor-
nehmlich bedeutend in Berlin, in Oberschlesien, Sachsen. Hannover,
Westfalen und der Rheinprovinz. Weltberühmt sind die Krupp 'schen
Stahlwerke bei Essen, aus denen namentlich die schweren gezogenen
Geschütze hervorgehen.
4. Auch der Handel ist in Preußen sehr bedeutend und noch
in stetigem Aufschwünge begriffen. Viele Waren werden ins Aus-
land verkauft und dagegen andere wieder eingekauft. Die Fortschaffung
der Waren geschieht zu Wasser durch die Schiffahrt und zu Lande
aus Landstraßen und Eisenbahnen. Die Wasser- und Landstraßen sowie
die Eisenbahnen verbinden die entferntesten Teile des Staates mit
einander, und die an den Ufern und Mündungen der Flüsse oder an
den Landstraßen und Eisenbahnen gelegenen großen Städte treiben
gewöhnlich bedeutenden Handel. Die Haupthandelsplätze des Staates
sind Köln. Elberfeld, Aachen, Frankfurt a. M., Hannover,
Emden, Altona, Magdeburg, Berlin, Frankfurt a. d. O.,
Breslau, Stettin, Danzig und Königsberg.
5. Kein anderes Land in Europa besitzt so viele und so wohl
eingerichtete Bildungsanstalten, als Preußen. Von der Elementar-
bis zur Hochschule ist für den Unterricht in umfassendster Weise
gesorgt, so daß das Kind des Geringsten wie des Vornehmsten sich in
diesen Schulen eine seinen Verhältnissen entsprechende Bildung er-
werben kann. Selbst für Blinde und Taubstumme sind öffentliche
Schulen errichtet worden.
6. Ausgezeichnet hat sich das Heerwesen Preußens bewährt.
Das Kriegsheer besteht aus dem stehenden Heere und aus der
Landwehr. Das stehende preußische Heer wird gebildet durch
12 Armeekorps, von denen jedes auf dem Kriegsfuße zwischen
30 und 35,000 Mann enthält. Jeder gesunde, wohlgewachsene Preuße
ist zum Eintritt in das Heer verpflichtet und gehört demselben 7 Jahre
lang, in der Regel vom vollendeten 20. bis zum beginnenden 28.
Lebensjahre an, und zwar die ersten 3 Jahre bei den Fahnen, die
letzten 4 Jahre in der Reserve, alsdann die folgenden 5 Lebens-
jahre zur Landwehr.
Die Kriegs-Marine (Kriegsflotte) in der Nord- und Ostsee
ist dazu bestimmt, die Gewässer und Küsten sowie den Seehandel zu
schützen. Der Ki eler Hafen und der Jahdebusen finden Kriegs -
Häfen bestimmt. Ebendaselbst sind auch Werste d. h. Schiffsbau-
plätze, errichtet worden. Ein älteres Schiffswerft befindet sich zu
Danzig.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art]]
143
Häusern ausgefüllt und jedes Plätzchen zum Anbau benutzt. In
der Nähe liegen auch die großen, manchmal meilenlangen Dörfer,
die nur von Webern und L>pinuern bewohnt werden. Aber nicht
allein die Ebenen und die Umgebung der Kohlenwerke sind reich
bevölkert, auch die Thäler des Riesengebirges und der waldreichen
Grafschaft Glatz bergen stundenlange Dörfer, in denen eine
ackerbau- und gewerbetreibende Bevölkerung wohnt. Selbst weit
oben im Gebirge trifft man noch vereinzelte Wohnungen, Bauden
genannt, deren Besitzer Wiesenbau und Viehzucht treiben. Obwohl
sie hier ein höchst beschwerliches Leben haben und im Winter ge-
wöhnlich monatelang außer aller Verbindung mit den Thalbe-
wohnern gesetzt und fast im Schnee begraben sind, so hängen sie
doch mit warmem Herzen an ihren heimatlichen Gebirgen. Der
größte Teil der Bevölkerung des Riesengebirges beschäftigt sich
mit Weben und Spinnen; es giebt eine Menge dichtbewohnter
Dörfer, wo nur das Spinnrad und der Webstuhl thätig sind.
Selbst kleine Städte, wie Schmiedeberg und Landshut,
sind hier allmählich entstanden und von der Weberei reich ge-
worden. Vor allen aber ist die kleine Stadt Hirschberg der
Haupthandelsort für schlesisches Leinen, für feine Schleier und
Garn, welches an manchen Orten mit so großer Feinheit ge-
sponnen wird, daß man ein ganzes Stück durch einen Finger-
ring ziehen kann. So berühmt war dieser Gewerbszweig, daß
zu den Zeiten, wo es noch keine Eisenbahnen gab, bärtige Russen
und Tataren mit vielen kleinen Pferden auf den Woll- und
Flachsmärkten der großen Handelsstadt Breslau erschienen, um
Häute, Talg und Wachs gegen schlesisches Leinen und Tuch aus-
zutauschen. Nach Kkck und Johauseri.
219. Die Provinz Sachsen.
458 □ M.; 2,200,000 Einw.
Die Provinz Sachsen hat eine sehr unregelmässige
Gestalt. Im Süden liegen der Kreis Schleusingen und
mehr östlich der Kreis Ziegenrück von der Hauptmasse
getrennt; dagegen dringen andere Teile in die Provinz
ein, welche nicht zu ihr gehören. Sie zerfällt in die Re-
gierungsbezirke: Magdeburg, Merseburg und Erfurt.
Sachsen gehört wegen der Ergiebigkeit seines Bodens und
des Fleisses seiner Einwohner zu den gesegnetsten Provinzen
Preussens. Es liegt ganz im Stromgebiet der Elbe, die mit
ihren Nebenflüssen, schwarze Elster, Havel, Mulde
und Saale, für den Handel wichtige Verkehrswege bildet.
Der nördliche und östliche Teil des Landes ist eine Ebene,
während der Süden und der Westen von dem Thüringer-
und F rankenwalde und dem Harze durchzogen werden.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
277
des Flachses gesetzt, aber das feinste und dauerhafteste Gewebe
bleibt immer die Leinwand. Der Hanf hat den Vorzug größerer
Festigkeit und Dauerhaftigkeit, aber Feinheit und Schönheit bleibt
auf der Seite der flächsenen (leinenen) Gespinste. Und wie
viele Personen finden Arbeit und Verdienst bei der Behandlung
dieser beiden Gewächse! Der Bauer, welcher pflügt und säet,
die Weiber, welche die Winterabende durch Spinnen und
Haspeln kürzen, im Herbste brechen, schwingen und hecheln, im
Sommer das gefertigte Tuch bleichen, die Weber, welche spulen,
zetteln und weben, die Färber, welche dem Garn oder der Lein-
wand eine andere Farbe geben: alle haben ihren Vorteil von
dem Anbau dieser Pflanzen, den Seiler gar nicht gerechnet.
Dazu kommt, daß Hans und Flachs öligen Samen bringen,
welcher sich mannigfach benutzen läßt, der Hanf mehr als Futter
für im Käfig gehaltene Vögel, der Lein aber zu Ol. Zwar hat
das Leinöl nicht den guten Geschmack, des Mohnöls, des Nuß-
öls u. s. w., allein zu Firnis und Ölfarbe ist es unter allen
das brauchbarste. Und der Flachs trägt reichlich. Aus seinen
blauen Blüten bilden sich erbsengroße Knoten, in deren Fächern
die platten Leinkörnchen in Menge sitzen. Wenn die Sonne die
Knoten gesprengt hat, fallen die Körnchen meistens von selbst
heraus, doch hilft man durch Dreschen noch nach. Obgleich die
Arbeit bei dem Bau und der Zubereitung des Flachses nicht
leicht ist, so herrscht doch gewöhnlich große Fröhlichkeit dabei,
freilich bisweilen auch Leichtsinn, indem man bei dem Dörren
mit dem Feuer nicht vorsichtig umgeht. Es sind schon ganze
Ortschaften dadurch in Feuersnot gekommen.
So groß die Ähnlichkeit in der Behandlung des Hanfes
und Flachses ist, so ungleich sind sich die Pflanzen selbst. An
dem Hanf ist alles größer und gröber, mannshohe Stengel,
dickere, runde Samenkörner, widriger Geruch, unschöne Blüte:
an dem Flachs ist dies alles anders. Dennoch erträgt der letztere
mehr Kälte und kommt in geringerem Boden fort. Der „beste
Lein kommt aus Rußland, der beste Hanf aus Italien. Übri-
gens läßt sich aus Brennesseln noch feinere Leinwand bereiten,
als aus Flachs. Wäre es nur nicht mühsam! Curi»,«».
324. Die Pflanze der Mädchen.
Auf, kommt in die Felder und blühenden Au'n, daß liebliche
Pflänzchen der Mädchen zu schau'n! Es wächset und grünet so
freundlich und zart, jungfräulich bescheiden in eigener Art.
Laut rauschet vom Golde der Ähren das Land, still grünet
das Pflänzchen im schlichten Gewand; doch trägt es ein Krönlein
von himmlischem Blau, des Krönleins Gestein ist der funkelnde Tau.
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
TM Hauptwörter (200): [T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]
286
ihrem Gebrauche manche Unbequemlichkeit verbindet. Ihre
schwarze Farbe macht nicht nur die Bergleute den Schornstein-
fegern gleich, sondern färbt auch in der Küche und am Ofen ab.
Dazu ist die schwärzliche Asche äußerst fein, fliegt bei dem ge-
ringsten Luftzuge im Hause umher und färbt Wände und
Möbel schwarz. Und obendrein ist diese Asche nicht einmal
brauchbar, nicht als Dünger, noch viel weniger zu Lauge. In
England, wo fast überall Steinkohlen gebrannt werden, sehen
ganze Städte von dem Dampfe und Staube derselben geschwärzt
aus. Und der Geruch, welcher den in der Kohle enthaltenen
Schwefel verrät, soll zwar nicht ungesund sein, gehört aber
gewiß auch nicht zu den Annehmlichkeiten. Daneben erscheint es
als unbedeutend, daß das Steinkohlenfeuer sehr gern erlischt und
daß es besonderer Vorrichtungen oder großer Aufmerksamkeit be-
darf, um nicht plötzlich nach der stärksten Glut tote Kohlen vor
sich liegen zu sehen. Wenn aber ein Steinkohlenlager in Brand
gerät, so gelingt es selten, die Glut zu löschen. Oft wütet sie
Jahre lang unter der Erde fort. — Die Steinkohlen sind aus
ungeheuren Wäldern entstanden, welche durch eine Umwälzung
der Erdoberfläche umgewandelt und verkohlt wurden.
3. Auch die Braunkohlen sind durch versunkene Wälder
entstanden, nur in jüngerer Zeit als die Steinkohlen. Denn es
finden sich in ihren Lagern noch ganze Stämme mit Ästen,
Blättern und Früchten, deren Gestalt sich deutlich erkennen läßt.
Auch find die Braunkohlen bisweilen noch so holzähnlich, daß
man glaubt, es seien alte abgebrannte Scheite. Merkwürdig
ist, daß in Gegenden, wo starke Braunkohlenlager sind, meistens
auch mineralische Wasser gefunden werden, z. B. in Hessen und
Nassau. Um sehr heftiges Feuer zu erzeugen, fehlt es den
meisten Braunkohlen an Brennkraft, auch gilt ihr Geruch noch
für widerlicher, als der der Steinkohlen; deswegen werden sie
auch minder weit ausgeführt, vielmehr meistens nur in der
nächsten Umgebung verbraucht. In neuerer Zeit hat man
jedoch,, gelernt, aus Braunkohlen und manchen Arten von Schiefer
ein Öl zu gewinnen, welches unter dem Namen Steinöl
schon vielfach benutzt wird. Im gereinigten Zustande besitzt
dasselbe eine bedeutende Leuchtkraft und giebt ein helles, weißes
Licht-
4. Ähnlich verhält es sich mit dem Torf. wenigstens in
den Gegenden, wo es nicht gänzlich an Holz fehlt. In Holland
freilich, wo man von keinem andern Feuerungsmittel weiß, wird
der Torf zu Schiffe oft weit versendet. Er ist unter den ge-
nannten Brennstoffen der einzige, der sich noch immer forterzeugt
und den man geradezu zu dem Pflanzenreiche rechnen könnte;
denn er besteht aus einem dichten Filze von Wurzeln, der mit
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art]]
Extrahierte Ortsnamen: England Hessen Nassau Holland
316
wird es benutzt. Die Stoppeln helfen den Boden düngen. Aus dem
Stroh werden auch Matten und Hüte geflochten. In Deutschland, Frank-
reich und Italien beschäftigen sich viele Hände mit dieser Arbeit.
Das Getreide hat viele Vettern. Es gehört nämlich zu der Familie
der Gräser. Das niedrige Gras der Alpen, wie das breitblättrige Schilf
der heißen Zone, das an Höhe manchen unsrer Bäume nichts nachgibt,
sind Verwandte des Getreides. Aber während das Gras, wie unser Ge-
treide, einfach und schmucklos dasteht, strahlt in jenen Gegenden der große
Blütenbüschel mancher Graspflanze mit brennenden Farben; der Stengel
schwillt von Saft, und das breite Blatt färbt sich mit dunkelem, sammt-
schillerndem Grün. Der dünne Halm unsrer Wiesengräser erhebt sich nur
wenig über den Boden und wiegt die feine Blütenrispe beim leisesten
Windhauche hin und her; das knotenreiche Bambusrohr hat einen so hohen
und festen Schaft, daß derselbe nicht nur zu Spazierstöcken, sondern selbst
znm Hansban benutzt wird. Dennoch schafft das Gras unsrer Wiesen
dadurch, daß es die Herden nährt, mehr Nutzen, als jene schönen, stolzen
Gräser. Gude.
45. Hanf und Flachs.
Diese beiden Gewächse verdanken ihre Verbreitung weder ihrer Blüte,
noch ihren Früchten, sondern ihrem Stengel. Dieser enthält nämlich zähe
Fasern (Bast), welche, nachdem sie von den spröden, holzigen Theilen be-
freit sind, biegsame Fäden geben, die sich spinnen lassen. Darum nennt
man diese und ähnliche Pflanzen Faser — oder Gespinstpflanzen. Welchen
unendlichen Nutzen dieselben gewähren, kann sich jeder selbst aufzählen, wenn
er an die Waaren des Seilers, an die Fäden, von dem Pechdrahte des
Schusters bis zu dem Zwirn der Nähterin, an die Leinwand von dem
groben Packtuche bis zu dem feinsten Battist denkt. Zwar hat man in
neuerer Zeit die ausländische Baumwolle vielfach an die Stelle des Flach-
ses gesetzt, aber das feinste und dauerhafteste Gewebe bleibt immer die Lein-
wand. Der Hanf hat den Vorzug größerer Festigkeit und Dauerhaftigkeit,
aber Feinheit und Schönheit bleibt aus der Seite der flüchsenen oder leine-
nen Gespinste. Und wie viele Personen finden Arbeit und Verdienst bei
der Behandlung dieser beiden Gewächse! Der Bauer, welcher pflügt und
säet, die Weiber, welche die Winterabende durch Spinnen und Haspeln
kürzen, im Herbste brechen, schwingen und hecheln, im Sommer die ge-
fertigte Leinwand bleichen, die Weber, welche spulen, zetteln und weben, die
Färber, welche dem Garn oder der Leinwand eine andere Farbe geben:
alle haben ihren Vortheil von dem Anbau dieser Pflanzen, den Seiler gar
nicht gerechnet. Dazu kommt, daß Hanf und Flachs öligen Samen bringen,
welcher sich mannigfach benutzen läßt, bei;, Hanf mehr als Futter für im
Käfig gehaltene Vögel, der Lein aber zu Öl. Zwar hat das Leinöl nicht
den guten Geschmack des Mohn- oder des Nußöls; allein zu Firnis und
Ölfarbe ist es unter allen das brauchbarste. Und der Flachs trägt reich-
lich. Aus seinen blauen und weißen Blüten bilden sich erbsengroße Knoten,
in deren Fächern die platten Leinkörnchen in Menge sitzen. Wenn die
Sonne die Knoten gesprengt hat, fallen die Körnchen meistens von selbst
heraus, doch hilft man durch Dreschen noch nach. Obgleich die Arbeit bei
dem Ban und der Zubereitung des Flachses nicht leicht ist, so herrscht doch
198
bort in englischer, in französischer, neugriechischer ober italienischer Sprache.
Dieser Jube mit dem langen, seibenen Kaftan und der braunen Pelzmütze
ist ans Polen; für mehr als 300 000 Mark Waare hat er schon gekauft,
und noch immer wartet er auf neu ankonnnenbe Waare. Vergnügt reibt
der Fabrikant die Häube, seine Niederlage ist fast geleert, und reiche Be-
stellungen sinb für die nächste Messe bei ihm gemacht.
Viele berartige Aufräumungen und Bestellungen, wie sie nicht zu den
Seltenheiten gehören, welches Leben bringen sie in arme Fabrikgegenben;
welcher Jubel, daß die Leipziger Messe „gut" ausgefallen! Daher das be-
stünbige Nachfragen nach dem Gange der Geschäfte währenb der Messe.
Ein Blick in jene großen Banquierhäuser, und wir staunen über die un-
geheuren Gelbmassen, welche hier täglich durch die Hände des Kassierers
gehen. Welche kostbaren Schätze in jenen großen Seibenwaarenlagern, welche
Massen von Tuch, von Leinwand, von Rauchwaaren, von Leber, von
wollenen und baumwollenen Stoffen in den Niederlagen und Gewölben zu
ebener Erde, im ersten und zweiten Stocke! — Und nun der Kleinhandel!
Sechshundert Buden bedecken den schönen, großen Markt in langen Reihen.
Glas- und Steingut, Stroh- und Korbwaarcn, Dosen und Blechwaaren,
Farbckästen, Bleistifte, Federn, musikalische Instrumente, erzgebirgische
Spitzen und Nähwaaren, Nürnberger Spielwaaren, Bürsten, Handschuhe,
Zöblitzcr Serpentinstein-Drechseleien und tausend andere Artikel liegen und
hängen wohl geordnet zum Verkaufe. Zahlreiche Menschenmassen wogen
vom Markte nach dem Augustusplatze zwischen der Post und dem ehemaligen
grimmaischen Thore. Eine ganze Bretterstabt hat sich hier in wenigen
Tagen auf beiden Seiten der Straßen erhoben. Hier ist der Hauptsitz des
Kleinhandels! Längs des Augusteums oder Universitätsgebäudes sind die
Buden der Schnitthündler, dahinter Glas- und Steingutbuben und die
Kurzwaarcngeschäfte. Ihre verführerischen Schilber mit „Stück für 'Ltück
zwei Groschen!" entlocken vielen das Gelb. Und nun ein Haupthandels-
zweig dieses Platzes — „die Schuhwaaren." Lange Budenrcihen und nichts
als Schuhe und Stiefeln, alle blank und schön, dauerhaft und weich, groß
und klein.
Doch wir verlassen diesen Platz und gehen nach dem Roßplatze „unter
die Buden." Es ist Meßsonntag. Welch unaufhörlicher Lärm umtobt
uns! In langen Budenreihen sind hier die Sehenswürdig- und Unwürdig-
keiten der Messe aufgestellt. Menagerien mit wilden Bestien lassen uns
die Töne der Wüste und Urwälder hören; Dioramen, Panoramen und
Kosmoramen versetzen uns, wie mit einem Zauberschlage, in die Haupt-
städte der Erde, in die schönsten Gebirgsgegenden, an die Wasserfälle und
vor Prachtgebäude, ohne daß wir Leipzigs Thore verlassen haben; Wachs-
figuren, beweglich und unbeweglich, führen uns Darstellungen aus der
heiligen und Weltgeschichte vor. Daneben sind Buden, in denen Taschen-
spieler ihre Kunststücke, Athleten ihre Stärke und die sonderbarsten Körper-
stellungen und Verrenkungen für Geld zeigen, und außerdem noch Caroussels,
Schenk- und andere Buden. Überall wird von Harfenmädchen gespielt,
gesungen, von Musikbanden musiciert, von Ausrufern an allen Schaubuden
mit Löwenstimme, selbst durchs Sprachrohr, eingeladen, in den Thierbuden
geläutet, und dazwischen von Löwen, Hyänen, Tigern, Bären gebrüllt, von
der wogenden Menge gelärmt, gelacht, geschrien, gezankt.
Drei Wochen dauert die Messe, ungerechnet der vielen Geschäfte, die
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art]]
1877 -
Ruhrort
: Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
Autor: Schüler, C., Ricken, W. M.
Auflagennummer (WdK): 28
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
Geschlecht (WdK): koedukativ
27£
an der Saar und bei Aachen), Braunkohlen (Brandenburg und Sachsen),
Eisen (Rheinprovinz, Westfalen, Hessen-Nassau, Hannover und Schlesien) und
Zink (Rheinprovinz, Westfalen und Schlesien). Sehr viele Bewohner beschäf-
tigen sich aber auch mit Verfertigung von Leinen und von Waaren aus
Metallen, Wolle, Baumwolle, Seide und mit der Bereitung des
Leders. Die meiste und schönste Leinwand wird im Riesengebirge, in Hannover
und bei Bielefeld*) in Westfalen gemacht. Ueberall, wo Eisen und Stein-
kohlen gefunden werden, befinden sich viele Eisengießereien. Walzwerke, Metall-
waarenfabrikcn u. s. w., also besonders in Oberschlesien, Westfalen und am Rhein.
In der Verfertigung von Metallwaaren, namentlich von Stahlwaaren, zeichnen
sich besonders die Städte Solingen, Remscheid, Aachen und Iserlohn
mit ihrer Umgebung aus. Der Hauptsitz der Tuch-, Baumwollen-, Seide und
Lederbereitung ist die Rheinprovinz, und zwar der Tuchwaaren in der Gegend
von Aachen und Lennep, der Baumwollenzeuge das Wupperthal und der
Kreis Gladbach, der Seidenwaaren Krefeld und E lb erfe ld und des Leders
Mülheim a. d. Ruhr und Malmedy. Gutes Tuch, wenn auch nicht so
feines wie in der Rheinprovinz, wird in der Lausitz, in Schlesien und in der
Provinz Sachsen gemacht.
4. Kandel. Durch das ganze Preußenland hin ist in allen großen und
in vielen mittelgroßen Städten neben der Arbeit in allerlei Gewerken auch der
Handel in voller Blüthe. Viele Waaren werden in's Ausland verkauft und
dagegen andere wieder eingekauft. Theils in den See-Hafenstädten Memel,
Königsberg, Elbing, Danzig, Stettin, Stralsund, Kiel,Altona,
Harburg, Emden u. a., theils in den Städten Berlin, Frankfurt a. d. O.,
Breslau, Görlitz, Liegnitz, Posen, Magdeburg, Erfurt, Halle,
Hannover, Frankfurt a. M., Minden, Münster, Dortmund, El-
berfeld, Barmen, Düsseldorf, Aachen, Köln, Koblenz, Trier,
Saarbrücken, Essen, Mülheim a. d. Ruhr, Duisburg, Ruhrort,
Wesel, Emmerich u. s. w. ist großer Handelsverkehr.
5. Verkehrswege. Sowohl die Flußschifffahrt, als auch die zahlreichen
Landstraßen (Chausseen) und Eisenbahnen vermitteln und erleichtern diesen
Handel. Von Berlin aus ziehen sich nach allen Richtungen hin Eisenbahnen
bis an die entferntesten Theile des Landes, nach Königsberg, nach Stettin,
nach Hamburg, nach Posen, nach Schlesien, über Magdeburg und
Hannover nach Köln und Aachen, über Halle und Erfurt nach Kassel
und Frankfurt a. M. Außerdem giebt es noch viele kleine Bahnen in den
Provinzen; namentlich ist die Rheinprovinz reich an Eisenbahnen.
6. Schulen. Fast kein Land in der Welt hat so gute und verhältnißmäßig
so viele Schulen, wie Preußen. Es bestehen gegenwärtig 9 Universitäten oder
Hochschulen, auf welchen die Geistlichen, Aerzte, Rechtsgelehrten und Lehrer an
höheren Schulen gebildet werden. Diese 9 sind: Berlin, Bonn, Breslau,
Greifswald, Halle a. d. S., Königsberg, Göttingen, Marburg
und Kiel. — Preußen hat ferner viele Schullehrer-Seminare, auf welchen die
Volksschullehrer ihre Bildung erhalten, und mehr als 30,000 Elementar- oder Volks-
schulen. Außerdem bestehen noch viele andere höhere Lehranstalten, als Gymna-
sien, Real- und höhere Bürgerschulen, Gewerbeschulen, Ackerbauschulen u. s. w.
7. Laudesverlheidigung. Außer dem Heere und der Kriegsflotte (Seite 266)
dienen zur Vertheidigung des Landes auch die Festungen. Sie sind meistens
mit Wassergräben, Wällen und starken, mit Schießscharten versehenen Mauern
umgeben. Gewöhnlich liegen sie auf schwer zu ersteigenden Bergen (Felsen-
Festungen), wie das zu Koblenz gehörige Ehrenbreit st ein, oder an Flüssen
und am Meere. Preußens Festungen am Meere (an der Ostsee) sind: Pillau,
Königsberg an der Mündung des Pregel, Danzig a. d. M. der Weichsel.
Folgende Festungen liegen an Flüssen und zwar 1. am Rhein: Koblenz, Köln,
Wesel; 2. an der Elbe: Torgau, Magdeburg; 3. an der Oder: Glogau,
Küstrin. Außerdem an Nebenflüssen: Saarlouis an der Saar, Spandau
') Gieb bei jeder dieser Stüdte an, in welcher Provinz sie liegen.
Lesebuch für Volksschulen.
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TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
1877 -
Ruhrort
: Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
Autor: Schüler, C., Ricken, W. M.
Auflagennummer (WdK): 28
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
Geschlecht (WdK): koedukativ
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und Elberfeld. Im Laufe der Zeit sind dieselben aber so nahe an einander
gerückt, daß sie in Wirklichkeit nur eine Stadt ausmachen. Sie bilden das
sogenannte „W u p p e r t h a l", welches nahe an 150,000 Einwohner zählt, deren
größter Theil von Manufakturarbeiten sich ernährt. Ueber 50,000 Menschen
wohnen hier auf einer Quadratmeile zusammen. Einen unvergleichlichen Anblick
gewährt es, wenn man das Wupperthal von einem der Berge, die es zu beiden
Seiten einschließen, etwa von der Hardt aus, überschaut. Ein großes Häuser-
meer, ans welchem großartige Fabriken mit rauchenden Schloten, palastähnliche
Gebäude, schöne Kirchen hervorragen, daneben liebliche Bleichen und Gärten,
bieten sich dem entzückten Auge dar. Dazwischen hindurch schlängelt sich, wie
ein silbernes Band, die rasch strömende Wupper.
Eine außerordentliche Gewerbthätigkeit herrscht im Wupperthal. Als Ur-
sprung derselben ist das Bleichen des Leinengarns anzusehen. Die Wupper
hat ein klares und zum Bleichen besonders geeignetes Wasser, und die beque-
men Ufer luden die Bewohner derselben ein, sich diesem Geschäfte zu widmen.
Daraus entstand bald ein zweiter Erwerbszweig, nämlich das Weben des Lei-
nen- und Baumwollengarns, wozu späterhin die Verfertigung von Schnürriemen
und Schnüren kam. Noch später entstanden Maschinenspinnereien, die berühm-
ten Färbereien in Türkisch-Roth, Seidenfabriken rc., und alles erreichte nach
und nach immer größere Ausdehnung, so daß das Wupperthal jetzt die erste
Fabrikstadt Preußens, ja von ganz Deutschland ist. Hiermit verband sich end-
lich ein ausgebreiteter Handel in fast allen Arten von Waaren, und die Wup-
perthaler Kaufleute sind jetzt in allen Welttheilen wohlbekannt.
Die Bewohner des Wupperthals zeichnen sich aber auch noch in anderer
Weise ans. Man begegnet unter ihnen einem christlichen Wohlthätigkeitssinn,
wie er in dem Maße anderswo selten angetroffen wird. Bereitwillig öffnen
sie Herz und Hand, wo es gilt, die leibliche und geistliche Noth ihrer Mitmen-
schen in der Nähe und Ferne zu lindern. Aus solcher Gesinnung erwuchsen
im Wupperthal zwei Anstalten, die für die Ausbreitung des Reiches Gottes
von außerordentlicher Wichtigkeit sind. Die erste ist die Bergische Bibel-
gesellschaft, welche in Elberfeld ihren Sitz hat und es sich zur Aufgabe
macht, das Wort Gottes überall zu verbreiten. Seit ihrem Entstehen im
Jahre 1814 hat sie schon mehrere Hunderttausend Bibeln vertheilt. Die zweite
ist die Rh ei nis ch e Misst o ns gesell s ch aft mit ihrem Hauptsitz und ihrem Mis-
st onsseminar in Barmen, welche Boten unter die Heiden nach Südafrika.
Borneo, Sumatra und China sendet.
147. Die Rheinische Mission.
Man schätzt gewöhnlich die Zahl der Menschen auf der ganzen Erde auf
1000 Mill. und hiervon sind erst etwa 250 Mill. Christen, die übrigen sind
alle Heiden, Muhamedaner und Juden. Da giebt es also noch sehr viel zu
thun, ehe der große Befehl des Herrn ausgerichtet ist: Gehet hin in alle Welt
und lehret alle Völker.
In Barmen und Elberfeld, in Rheinland und Westfalen hatte man schon
lange Zeit ernste Gedanken darüber gehabt, daß dieser klare Befehl des Herrn
bisher so schlecht erfüllt ist. Da vereinigte sich 1828 eine Anzahl gottseliger
Männer, um Prediger des Evangeliums hinauszusenden in die Heidenwelt.
So entstand die Rheinische Missionsgesellschaft. Vorher und nachher sind an-
dere Missionsgesellschaften entstanden, in England, Nord-Amerika, in Holland,
in Frankreich, und von unsern deutschen Landsleuten in Basel, in Berlin, in
Bremen, in Leipzig; die Brüdergemeine und Hermannsburg nicht zu vergessen.
Etliche von ihnen schicken ihre Smdboten (Missionare) nach Ostindien, andere
nach den Inseln der Südsee, andere nach Ost- oder Westafrika, andere nach
den westindischen Inseln rc. rc. Aus Elberfeld und Barmen gehen sie, wenn
sie im Misswrrshause zu Barmen hinlänglich vorbereitet sind, nach Süd-Afrika,
nach Borneo, Sumatra und China.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
Extrahierte Ortsnamen: Elberfeld Türkisch-Roth Deutschland Elberfeld Gottes Barmen Südafrika Borneo Sumatra China Barmen Elberfeld Rheinland Westfalen England Nord-Amerika Holland Frankreich Basel Berlin Bremen Leipzig Ostindien Westafrika Elberfeld Süd-Afrika Borneo Sumatra China